Zelluloid – Old School Editing

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Ganz selbstverständlich sprechen wir heute vom “Film” und in diesem Podcast vom “Filmschnitt”. Nur: Heute werden Filme nicht mehr auf Film aufgenommen, sondern digital aufgezeichnet. Sie werden auch digital geschnitten, und nicht mehr auf Film. Man kann sich also denken, dass es ein Paradigmenwechsel war, als Schnitt auf einmal auf einem Computer stattfand und nicht mehr am Schneidetisch.

Aber wie war es eigentlich, (einen) Film am Schneidetisch zu montieren? Ein Schnitt hat den Filmstreifen tatsächlich physisch verändert – keine Möglichkeit, per “Rückgängig”-Funktion, eine Entscheidung nachträglich und beliebig oft zu korrigieren. Denkprozesse mussten also viel mehr überprüft werden, bevor diese entschieden und ausgeführt wurden.

Nur ein kleiner Prozentsatz der aktuell berufstätigen Filmeditor:innen hat auf Film geschnitten, und daher wollen wir mit dieser Folge einen Teil der Denkweise und des Gefühls dieser Arbeit an die heutige Generation weiter kommunizieren. Dazu haben wir uns an die Internationale Filmschule in Köln begeben, wo Filmeditorin Barbara Hennings als Professorin tätig ist, und Montage-Studierenden die Arbeit am Steenbeck-Schneidetisch vermittelt.

zu Gast

Barbara Hennings begann ihre Karriere 1962 mit einer Ausbildung zur “Cutter-Hilfe” in Hamburg. Zunächst schnitt sie Nachrichten, Reportagen und Werbespots, bis sie schließlich den Sprung zum Spielfilm schaffte. Ihre erste große Arbeit für das Kino war der Film “Die weiße Rose”, aus dem mit dem Regisseur Michael Verhoeven in den nächsten Jahren eine intensive Zusammenarbeit hervorging. Weitere Kollaborationen mit Regisseuren wie Max Färberböck (“Aimée und Jaguar”) und Peter Timm (“Rennschwein Rudi Rüssel 2”) und Josef Vilsmeier (“Marlene”) folgten. Zudem war Hennings an der Arbeit des BFS, dem Bundesverband Filmschnitt Editor, maßgeblich beteiligt. 2009 wurde sie auf dem Montagefestival Filmplus (heute Edimotion) mit dem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Heute ist sie als Honorarprofessorin an der ifs Internationale Filmschule Köln tätig.

Barbara Hennings

“Trimmen ist nicht Schnitt, trimmen ist reparieren.
Schnitt ist, wenn du eine Marke setzt und der Schnitt stimmt. Ende Gelände.”

Barbara Hennings

Im Gespräch wird klar, dass Filmschnitt, wie es früher gedacht wurde, heute wichtiger denn je ist. Denn Schnitt findet nicht notwendigerweise ausschließlich in der Timeline (oder am Schneidetisch) statt, sondern vor allen Dingen im Kopf.

Ein Blick auf auditiver Ebene in die Welt des “Old School Editing”!

(Für das Möglichmachen dieses Gesprächs danken wir sehr herzlich der der ifs, sowie der Studientleiterin des Studiengangs “Editing Bild & Ton” Jenny Krüger.)

Timeline-Shortcuts

00:15Anmoderation 04:41Gesprächsstart – Vorstellung Barbara Hennings 14:32Abläufe vor dem Schnitt 17:43Arbeitsalltag und Arbeitszeit 16:19Der Schneidetisch 27:30Der Galgen 33:56Die Wumme 38:28Wir setzen einen Schnitt 44:01Gesprächsneustart 47:14Unterschied im Schnittprozess 55:30Tonmann oder Tonfrau? 63:19Abmoderation

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