Big Budget-Film

Folge hören

1 Schnitt = 100.000 Euro

“Der Warencharakter, den der Film durch die Form seiner wirtschaftlichen Auswertung annahm, bestimmte die Hauptrichtung der gesamten filmische Produktion.”

Peter Bächlin – “Der Film als Ware”

Diesmal geht es um den Schnitt von Kinofilmen. Genauer gesagt um den von hochbudgetierten Kinofilmen, die ein Millionenpublikum anziehen müssen – allein deswegen, um ihre hohen Produktionskosten wieder einzuspielen. Aber auch, um Gewinn zu erzielen, da beim Kinofilm, wie Bächlin zusammenfasst, “sofort nach seiner Erfindung und zum Teil entgegen der Ansicht seiner Erfinder die wirtschaftliche Auswertung” einsetzte.

Was aber bedeutet das für diejenige Person, die hochbudgetierte Kinofilme montiert? Unterliegen Schnittentscheidungen automatisch dem Diktat der Wirtschaft? Allein deshalb, um die hohen Entstehungskosten wieder einzuspielen? Und wenn nein, kann man sich überhaupt frei machen von der Vorstellung, dass das Hinzufügen einer einzelnen Einstellung mit visuellen Effekten auf einmal 100.000 Euro Mehrkosten verursachen könnte? In kurz: Können Filmeditor:innen kreativ arbeiten im High-Budget-Kinofilm?

Ja, sagt unser diesmaliger Gast, der als einer der wenigen regelmäßig Kinofilme schneidet, die eine Menge Geld kosten und eine Menge Geld einspielen.

Unser Gast

Alexander Berner beginnt zunächst als Filmeditor für Musikvideos, Industriefilme und Dokumentationen. Im Alter von 29 Jahren macht Alexander von sich reden, als er mit Joseph Vilsmaiers Literaturverfilmung “Schlafes Bruder” erfolgreich seinen Kinoeinstand feiert. Ein Jahr später, 1996, montiert er den heute als deutschen Filmklassiker gehandelten “Knockin’ on Heaven’s Door” von Thomas Jahn.  Es folgt eine lang anhaltende Partnerschaft mit der Produzentenlegende Bernd Eichinger, aus der Filme hervorgehen wie “Resident Evil”, “Alien vs. Predator” (beide Regie: Paul W.S. Anderson), “Der Baader Meinhof Komplex” (Regie: Uli Edel) und “Das Parfüm” (Regie: Tom Tykwer). In noch höher budgetierte Filmsphären katapultiert sich Alexander dann mit seinen Arbeiten zu “10.000 BC” von Roland Emmerich und “Cloud Atlas” und “Jupiter Ascending” von den Wachowski-Schwestern.

Seinen jüngsten Publikumserfolg hat er gefeiert mit dem Schnitt am Netflix-Film “Army of Thieves” unter der Regie von Matthias Schweighöfer.

Seit 2016 ist Alexander Berner Vorstandsmitglied des Bundesverband Filmschnitt Editor (BFS), er ist Mitglied der ACE (American Cinema Editors), sowie Gründer von Tempo (Federation of Film Editors Associations).

Alexander Berner

Einen Schnitt muss man immer argumentativ begründen können.

Alexander Berner

Was braucht es, um erfolgreich im High-Budget-Bereich zu schneiden? Das (und einige Anekdoten) in dieser Folge!

Timeline-Shortcuts

00:06Anmoderation 01:40Gesprächsstart 07:09Bernd Eichinger und Schnitt als Partner von Regie und Produktion 15:58Das Parfum – erste Zusammenarbeit mit Tom Tykwer 22:17Verantwortung im Schnittprozess 33:23Bedeutung von Musik/Ton 39:27Arbeiten im Team und Cloud Atlas 47:10Haltung im Bug-Budget-Film? 50:36Kategorien 69:42Selbstpräsentation 88:08Abmoderation