Ein kleiner Schnitt
Kurzfilme sind: kurz! Die „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ definiert den Kurzfilm als einen „Film, der eine Laufzeit von 40 Minuten oder weniger aufweist, inklusive Abspann“. Kurzfilme sind: unterschiedlich! Sie verhandeln verschiedenste Themen, bewegen sich frei durch alle Genres. Und oft sind sie Experimentierfeld für Filmemacher. Kurzfilme sind: kaum zu sehen! Sie werden nur noch im Ausnahmefall im Kino gezeigt. Wenn, dann nur auf Festivals. Und deswegen sind wir umso dankbarer für die Möglichkeit, dass wir mit drei der Editor:innen des Kurzfilmprogramms des Edimotion-Festivals darüber diskutieren durften, was Montage für Kurzfilme bedeutet.
(Herzlichen Dank an dieser Stelle für die Vermittlung der Editor:innen durch Edimotion, dem Festival für Filmschnitt und Montagekunst.)
Unsere Gäste
Vreni Sarnes studiert seit 2017 Montage/Schnitt an der Filmakademie Ludwigsburg. Passend zum Thema sprechen wir mit Vreni über ihre Montagearbeit am Kurzfilm „Ein kleiner Schnitt“. Dieser thematisiert aber nicht Montagetechniken, sondern mit viel Augenzwinkern eine Vorhautverengung des Herzogs und damit dessen Nichtvermögen, die ehelichen Pflichten mit der Herzogin einzugehen. Deshalb verlangt sie vom jüdischen Finanzdirektor, mit dem Herzog über einen kleinen “Schnitt” zu sprechen.
Ich bin schon Fan von Kurzfilmen, die unter 15 Minuten lang sind.
Vreni Sarnes
Phllipp Mayer ist diplomierter Theater-, Film- und Medienwissenschaftler und studiert an der Filmakademie Wien Filmmontage mit Fokus auf Buch und Dramaturgie. Er stellt seinen Kurzfilm “Fische” vor, in dem zwei Geschwister in einem Chinarestaurant den Tod ihrer Mutter verarbeiten. Der Film thematisiert allerdings daneben zahlreiche andere Gesprächsminiaturen, die an Nachbartischen stattfinden, was wiederum für die Montage bedeutet, diese Unterhaltung mit der vermeintlichen Haupthandlung, der zwischen der Geschwister, entsprechend abzustimmen.
Die Montagearbeit sehe ich in erster Linie als dramaturgische Arbeit.
Philipp Mayer
Fabio Thieme hat nicht nur zusammen mit Famil Aghayev seinen Kurzfilm geschnitten, sondern ist noch dazu der Regisseur seiner Kurzfilme. Suite ist eine Mockumentary über einen Angestellten einer Steuerkanzlei, dessen Arbeit darin besteht, für Geschäftsleute eine leere Wohnung so zu “bespielen”, dass der Eindruck entsteht, dass tatsächlich jemand in dieser Wohnung lebt. Mit Fabian sprechen wir darüber, was es für einen Schnittprozess (und ein Publikum) bedeutet, sich zwischen Fiktion und Dokumentation aufzuhalten.
Im Kurzfilm kann man sehr stringent einen Rhythmus durchhalten, weil es über zehn Minuten einfacher geht als über eine Stunde.
Fabio Thieme
Timeline-Shortcuts
Links:
- Edimotion – Festival für Filmschnitt und Montagekunst
- Angesprochene Montage-Dokumentation: The Cutting Edge: The Magic of Movie Editing
Kurzfilm-Montage-Tipps:
- Fabios Tipp: Vampires of Poverty, Regie: Carlos Mayolo, Luis Ospina, 1977
- Vrenis Tipp: Two Cars, One Night, Regie: Taiki Waititi, 2003
- Philipps Tipp: Report, Regie: Bruce Conner, 1967